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„Ist eine Frechheit“ - Wirt erhält tausende Protest-Mails pro Monat

2025-04-25T03:12:00Z


„Ist eine Frechheit“ – Wirt erhält tausende Protest-Mails pro Monat Von: Lennart Schwenck Drucken Teilen Protest gegen Froschschenkel: Ein Gastwirt setzt sich gegen scharfe Kritik zur Wehr und macht einer Tierschutzorganisation schwere Vorwürfe. Saarbrücken – Im Saarbrücker Stadtteil Gersweiler herrscht Dauerstress – zumindest im Restaurant El Carnicero. Seit über einem Jahr erhält der Betrieb nach eigenen Angaben monatlich mehrere Hundert E-Mails mit derselben Forderung: Froschschenkel sollen von der Speisekarte verschwinden. Hinter dieser Flut steht die Tierrechtsorganisation Peta, die im Sommer 2024 eine Petition gegen rund 20 Restaurants in Deutschland ins Leben gerufen hat, wie die Saarbrücker Zeitung berichtet. Einer der am häufigsten betroffenen Gastronomen: Thorsten Franzmann, Betreiber des El Carnicero. Für ihn ist klar: „Das, was Peta da macht, ist eine Frechheit!“ Für die einen eine Delikatesse, für die anderen eine obszönes Luxusgut auf Kosten des Tierschutzes: Froschschenkel. © IMAGO / Shotshop Digitale Protestflut gegen ein Gericht auf der Speisekarte: Tierschutzorganisation setzt auf Automatismus Über die Petition auf der Website von Peta können Unterstützer mit wenigen Klicks eine automatisierte Protestmail an die gelisteten Betriebe versenden. Nach Angaben der Organisation wurde die Petition bislang mehr als 7150 Mal unterzeichnet. Jede Unterschrift löst dabei eine E-Mail an alle Restaurants auf der Liste aus – eine Maßnahme, die laut Peta-Sprecher Peter Höffken ein legitimes Instrument zivilgesellschaftlichen Engagements sei: „Durch die mehreren Tausend E-Mails erhalten Restaurants das Signal, dass ihre Geschäftspraxis auf Ablehnung stößt“, so Höffken gegenüber der Saarbrücker Zeitung. Die Peta suchte zuletzt auch nach dem Verantwortlichen für tote Hundewelpen auf der A1. Im Fokus der Debatte steht eine als Delikatesse geltende Speise: Froschschenkel. Nach Angaben von Peta werden die Tiere überwiegend in asiatischen Ländern wie Vietnam unter extrem grausamen Bedingungen gehalten, transportiert und getötet. Eine Untersuchung von Peta Asien dokumentierte unter anderem, wie Frösche lebendig gehäutet und ohne Betäubung verstümmelt werden. Die Bilder zeigen Tiere, die sich trotz fehlender Haut bewegen und Laute von sich geben. Die Zustände auf den Farmen beschrieb Peta als „erschütternd und zutiefst unmoralisch“. Darüber hinaus verweist die Organisation auf die ökologischen Folgen des Froschfangs: Zwischen 2011 und 2020 habe die EU mehr als 4.000 Tonnen Froschschenkel importiert – das entspreche rund zwei Milliarden Tieren. Diese massive Entnahme aus den Ökosystemen habe laut Peta zu einem gravierenden Rückgang der Froschpopulationen in Ländern wie Indonesien oder Albanien geführt. Frösche, die als natürliche Schädlingsbekämpfer fungieren, fehlen dadurch in ihren Lebensräumen – mit weitreichenden Folgen für Landwirtschaft und Biodiversität. Von Currywurst bis Braten: Die Nationalgerichte der 16 Bundesländer Fotostrecke ansehen Restaurantbesitzer beklagt Geschäftsschädigung: Bis zu hundert E-Mails pro Tag Für Thorsten Franzmann ist der digitale Protest allerdings kein legitimer Aktivismus mehr. „Das ist geschäftsschädigend“, sagte er der Saarbrücker Zeitung. An Spitzentagen erreichten ihn bis zu 100 E-Mails – täglich. Obwohl Franzmann laut eigenen Angaben mehrfach versucht hat, mit Peta in den Dialog zu treten, sei er bisher ohne Antwort geblieben. Auch Gespräche mit der Polizei hätten keine Lösung gebracht. Der Frust sitzt tief: „Seit gut eineinhalb Jahren geht das jetzt so“, erklärt er. Kein Einzelfall im Saarland Neben dem El Carnicero stehen weitere saarländische Betriebe auf der Peta-Liste, darunter das Le Schloss Halberg, das Gasthaus zum Adler, das Café-Restaurant Schmuggelbud in Überherrn sowie die Neue Mohr’sche Anlage. Selbst Betriebe, die mittlerweile keine Froschschenkel mehr anbieten, wie das Le Schloss Halberg, erhalten laut der Saarbrücker Zeitung weiterhin automatisierte Mails. „Wir ignorieren die E-Mails“, so eine Sprecherin des Restaurants. Während Peta betont, man sei jederzeit offen für den Dialog – „sehr gerne, jederzeit – ob schriftlich, telefonisch, per Videocall oder persönlich“, so Sprecher Peter Höffken –, erleben Betroffene wie Franzmann eine andere Realität. Peta stellt klar, dass die Proteste nur dann enden, wenn die betroffenen Restaurants schriftlich zusichern, dauerhaft keine Froschschenkel mehr anzubieten. Franzmann hingegen will sich nicht beugen: „Wenn der Verkauf von staatlicher Seite verboten wird, dann höre ich auf“, sagt er – und stellt damit eine Grundsatzfrage in den Raum: „Wenn ich jetzt nachgebe, welches Verbot kommt dann als Nächstes?“ Auch in Hamm machten Tierschützer zuletzt mit einer Aktion auf sich aufmerksam. (ls)

Profile Image Isabelle Moreau

Source of the news:   tz.de

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