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2025-04-25T03:57:33Z

In der neuesten Folge "Germany’s next Topmodel" jagt Heidi Klum ihre Models als glasierte Retro-Horrorclowns durch ein Zirkuszelt. "Zirkus finde ich sehr grauenhaft", nörgelte Kandidat Nawin sofort los, doch den Rauswurf traf ein anderes Model. Dem fehlte nämlich etwas Gewisses: das gewisse Etwas.
Eine Kritik Christian Vock von
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht
Versprechen lohnt sich nicht, hat man uns schon als Kinder beigebracht und trotzdem sind die Gefängnisse voll mit gebrochenen Versprechern. Auch ProSieben haut für die 17. Folge der aktuellen Staffel "Germany’s next Topmodel" ein Versprechen raus. Noch dazu ein richtig grosses. Die "härteste Challenge der Staffel" soll es diesmal nämlich zu sehen geben. Das hört sich wirklich vielversprechend an, doch sind die "Ooohs" und "Aaahs" erst einmal verklungen, entpuppt sich diese vielversprechende Werbung als Eigentor.
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Denn sollte es in Folge 17 wirklich "die härteste Challenge" der Staffel geben, können die Challenges danach ja nur noch weniger hart, am Ende sogar langweilig werden. Warum sollte man sich also Folge 18 und folgende noch ansehen? Ein klassisches Eigentor, das aber nicht mehr zu verhindern ist, schliesslich nimmt Kandidatin Canel bereits von der ersten Minute an mächtig Anlauf: "Als wir dieses Zirkuszelt gesehen haben, wusste ich schon: Irgendwas Crazymässiges wird passieren."
Doch bevor "irgendwas Crazymässiges" passiert, passiert erstmal "irgendwas Wie-immer-mässiges": Die Klum klopft auf die Sahne. Man habe sich mit dem Zirkuszelt zwar wieder einen Shooting-Ort ausgesucht, bei dem man schon ein paarmal war, dennoch habe man sich wieder "etwas ganz Besonderes" einfallen lassen. Die Kostüme kann sie damit nicht gemeint haben, denn die Models als Clowns zu verkleiden, wenn in einem Zirkuszelt fotografiert wird – da hat man schon tollkühnere Ideen gehabt.
Wie man zur Kanonenkugel wird
Nein, diesmal will die Klum die Themen Zirkus und Marionetten verbinden und dazu hüpfen die Kandidaten erst in Designer-Clows-Kostüme und bekommen dann ein Make-up, das danach noch glasiert wird, damit die Models wie Puppen aussehen. Ein Trend, den sie auf Fashionshows aufgeschnappt habe. Also werden die Models transparent lackiert, doch Nawin stört bereits das Thema: "Zirkus finde ich sehr grauenhaft. Es wird eine schwierige Nummer heute."
Da wird Nawin nicht ganz Unrecht gehabt haben, allerdings kommen seine nun folgenden Nörgeleien am Shooting genau zur rechten Zeit, denn später wird die Klum für den heutigen Rauswurf noch einen zweiten Mann brauchen, damit ihre Entscheidungsfindung noch eine Restspannung hat. Dazu gleich mehr, erstmal begrüssen wir einen GNTM-Veteranen. Kristian Schuller ist seit vielen Jahren Mittäter bei GNTM und kehrt nun als Fotograf der Folge an den Tatort zurück.
Das macht er reinen Gewissens, vor allem aber mit einer genauen Vorstellung im Kopf: "Ich möchte, dass ihr in eine Rolle schlüpft. Ich möchte, dass ihr zu etwas Anderem werdet", erklärt Schuller den Models das Projekt. Aufgabe eines Models sei es ja, sich in etwas hinein zu denken und da gebe es quasi keine Grenzen: "Du kannst dich ja im Prinzip auch in eine Kanonenkugel verwandeln." Man brauche nur etwas Fantasie, erklärt Schuller zu Recht. Oder man nimmt halt einfach gleich eine Kanonenkugel.
Heidi Klum entschlüsselt Kristian Schuller
Aber Kanonenkugel ist eh nur für Fortgeschrittene, erstmal ist Designer-Clown angesagt und so legen die Models mit Schuller los, die einen besser, die anderen schlechter. Zwischendrin konzentriert sich der Schnitt auf die Nörgeleien von Nawin: "Okay Scheisse", schildert Nawin den Erst-Eindruck von seinem Outfit und präzisiert diesen Gedanken noch einmal: "Es sah kacke aus und dabei muss man auch bleiben."
Die Bilder, die Schuller von Nawin schiesst, passen sich Nawins Grundhaltung an, damit er aber später nicht alleine vor Klum zittern muss, arbeitet der Schnitt zusätzlich an der Plausibilität von Lisas eventuellen Rauswurf. Bei deren Shooting, man hört es an der dramatischen Hintergrundmusik, läuft es so mittel. "Ich merk schon, dass Lisa ihm bis jetzt am wenigsten gefällt", mutmasst Klum und als Schuller Lisa die Anweisung "Du bist mir nicht kantig genug. Versuch mal, kantig zu sein!" gibt, findet die Klum sofort die Gründe heraus: "Sie soll kantiger sein, nicht so rund."
"Von allen, die wir bis jetzt fotografiert haben, fand ich sie bis jetzt am schwächsten", fasst Klum Lisas Leistung für alle die zusammen, die den Schuller nicht so gut lesen können, wie die Klum. Damit sind die beiden Krisen-Kandidaten für die Entscheidung gefunden, die sich auch nach dem "Actionpainting", bei dem die Models in ihren Clown-Kostümen mit Mehl, Federn oder Farbe beworfen werden, und dem Entscheidungswalk auch nicht mehr ändern werden.
Wer hat das "gewisse Etwas"?
Damit man Klum aber keine mangelnde Unterstützung vorwerfen kann, hat sie diesmal gleich zwei Gastjurorinnen gebucht: die Models Hayley Hasslhoff und Alessandra Ambrosio. Hasselhoff beginnt das Model-Training, indem sie ihren Schatz an Kalendersprüchen mit den Kandidatinnen teilt. Dank dieser Grosszügigkeit wissen die Models nun, dass man "seine Emotionen mit dem Rest des Körpers vereinen" oder man sich nicht mit anderen vergleichen soll. Den Tipp des Tages steuert allerdings Frau Ambrosio bei: "Gib dein Bestes!", bekommt Pierre auf Anfrage mitgeteilt und man kann sich schwer vorstellen, wie er ohne diesen Ratschlag den Entscheidungswalk hätte meistern können.
Am Ende ruft Klum Samuel, Kevin und die bereits als Problem-Models der Folge identifizierten Nawin und Lisa zusammen zur Urteilsverkündung. "Ihr Lieben, Ihr steht aus einem gemeinsamen Grund vor mir", beginnt Klum mit dem Offensichtlichen, denn alle vier haben sich vor ein paar Wochen bei einer reichlich dusseligen Casting-Show beworben und stehen nun als glasierte Clowns vor einer Fantasie-Jury. Aber die Klum meinte eine andere Gemeinsamkeit: "Ihr habt diese Woche leider geschwächelt."
"Heute auf dem Laufsteg hat mit das gewisse Etwas gefehlt", findet Klum ein gutes Argument, jemanden rauszuwerfen, ohne eine richtige Begründung liefern zu müssen. Das gewisse Ewas muss man nämlich nicht erklären, denn sonst wäre es nicht das gewisse Etwas. Das ist das Gute am gewissen Etwas: Jeder glaubt zu wissen, was es ist, aber beschreiben kann es niemand. Am Ende hatten Samuel, Navin und Kevin wohl doch noch etwas Etwas, wenn vielleicht auch kein gewisses. Lisa hingegen muss sich verabschieden und scheitert damit an der "normalsten Challenge der Staffel". Denn für die "härtesten Challenge der Staffel" fehlte ihr dann doch das gewisse Etwas.
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Malik Johnson
Source of the news: GMX.ch