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2025-04-25T04:32:00Z

„Steilvorlage für Motorradfahrer“: Fahrverbot am Sudelfeld weckt Sorgen am Sylvenstein
Von: Andreas Steppan
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Ein attraktives Ziel für Motorradfahrer ist das Sylvensteingebiet. © Arndt Pröhl
Ähnlich wie am Kesselberg tritt am Sudelfeld ein Fahrverbot für Motorradfahrer in Kraft. In Lenggries rechnet man deshalb mit unerwünschten Nebenwirkungen.
Lenggries – Die Motorradsaison ist noch jung und hat speziell am Sylvenstein doch schon reichlich Grund zur Sorge geliefert: Ende März/Anfang April erschütterte eine Serie von drei schweren Motorradunfällen in dem Bereich die Region. Dabei gab es einen Toten zu beklagen. Mitten in diese sensibilisierte Stimmung hinein kommt nun eine Nachricht, die fürs Sylvensteingebiet weitere Befürchtungen weckt: Die Landkreise Miesbach und Rosenheim haben eine teilweise Sperrung für Motorräder auf der Sudelfeldstrecke verhängt.
Fahrverbot am Sudelfeld ab 30. April
Der Abschnitt der B307 von Bayrischzell (Kreis Miesbach) durch die Berglandschaft Sudelfeld in Richtung Tatzelwurm-Wasserfälle (Kreis Rosenheim) gilt neben dem Kesselberg als bayerischer Hotspot für Motorradunfälle. Am Kesselberg sorgt seit 2023 ein Fahrverbot für Motorräder, das während der Saison täglich von 15 bis 22 Uhr in Fahrtrichtung bergauf gilt, für eine gewisse Verbesserung. Wie am Mittwoch bekannt gegeben wurde, wird ab 30. April nun am Sudelfeld Vergleichbares umgesetzt. Jeweils von 11 bis 21 Uhr dürfen Motorradfahrer den betroffenen Streckenabschnitt dann nicht mehr in Richtung Bayrischzell befahren. Dies gilt bis 31. Oktober. Zwei Jahre wollen die Behörden beobachten, ob die neue Regelung die Unfallzahlen verringert.
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In Lenggries horcht man bei dieser Nachricht auf. 2. Bürgermeister Franz Schöttl sieht im Fahrverbot am Sudelfeld eine „Steilvorlage für Motorradfahrer, vermehrt die B 13 Richtung Sylvenstein und vor allem weiter die B 307 zwischen Achenpass und Vorderriß zu nutzen“. Schon seit der Sperrung des Kesselbergs für Motorräder habe sich die Biker-Szene „teilweise zu uns verlagert“, so Schöttl. „Jetzt wird das Verkehrsaufkommen durch Motorradfahrer noch größer werden“, prognostiziert er. Die landschaftlich reizvolle Sylvensteinstrecke werde wohl noch stärker als bisher zum Szenetreffpunkt für Biker. „Wir befürchten eine erhöhte Unfallgefahr und setzen alles daran, mit gezielten Maßnahmen für Sicherheit zu sorgen“, sagt der 2. Bürgermeister.
Gespräche, „um Lage nicht weiter eskalieren zu lassen“
Nachdem schon im vergangenen Jahr rund um den Sylvensteindamm ein Tempolimit von 50 Kilometer pro Stunde eingeführt wurde, sei hier nun zusätzlich ein Überholverbot angeordnet worden. Verschärfte Kontrollen gebe es seit zwei Jahren. „Wir sind derzeit in intensiven Gesprächen mit unseren Feuerwehren, der Polizei und dem Kommunalen Zweckverband, um die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen“, erklärt der 2. Bürgermeister.
Man setze sich dafür ein, „dass alle ihre Freizeit rund um den Sylvensteinsee genießen können“. Das gelte für Motorradfahrer, aber eben auch für alle anderen Ausflügler. „Deshalb ist es notwendig, Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere auch für die zahlreichen Radfahrer zu schaffen“, betont Schöttl.
Polizei will Sylvenstein genau im Blick behalten
Die Gefahr, dass sich viele Motorradfahrer andere Lieblingsstrecken suchen, kann auch Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, nicht von der Hand weisen. „Ich bin nicht naiv und glaube, dass die Motorradfahrer deswegen einfach zu Hause bleiben“, sagt er, verspricht aber, dass die Polizei die Situation auch am Sylvenstein „genau im Blick“ behalten werde.
Während des zweijährigen Probezeitraums werde die Polizei aufmerksam beobachten, auf welchen Strecken mehr und vor allem zu schnell und besonders riskant gefahren werde. „Darüber hat unsere Kontrollgruppe Motorrad den besten Überblick und reagiert sehr schnell und spontan darauf“, versichert Sonntag. Er gibt aber auch zu bedenken, dass der Sylvenstein nicht das einzige mögliche Ausweichgebiet für Motorradfahrer sein muss. Als mögliche andere Ziele nennt er die Roßfeld-Panoramastraße oder das Gebiet Reit im Winkl. „Auch dort müssen wir kontrollieren.“
Fahrverbot am Sudelfeld als Ultima Ratio
Trotz möglicher unerwünschter Nebenwirkungen: Aus polizeilicher Sicht begrüßt Sonntag die Entscheidung der Landkreise Miesbach und Rosenheim. „Natürlich erhoffen wir uns davon eine Verringerung der Unfallzahlen.“ Diese seien am Sudelfeld über Jahre hinweg sehr hoch gewesen. Alle sonstigen Maßnahmen hätten dort kaum eine Verbesserung gebracht. „Irgendwann kommt man dann an den Punkt, an dem man, um Leib und Leben der Verlehsrteilnehmer zu schützen, zur Ultima Ratio greifen muss.“ (ast)
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